Ängste tarnen sich oft als hinterlistige Fassaden und täuschen unseren Geist. Sobald wir die Masken desillusionieren, tauchen oft andere Hintergründe auf. Nach diesem Beitrag wirst du nicht mehr sagen können, dass du Angst hast. Was es mit realer Furcht auf sich hat und wann diese berechtigt ist, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Überschrift #1: Scham und Schuld als Deckel
Überschrift #2: Illusion der Angst
Überschrift #3: Desillusionieren und Verknüpfen
Überschrift #1: Scham und Schuld als Deckel
Für einige Menschen sind Ängste ständige Begleiter. Ich gehörte zu diesen Menschen. Panikattacken und die Angst vor der Angst waren mit Anfang 20 treue Weggefährten. Aus zu großer Scham habe ich verzweifelt im Alleingang versucht, meine Ängste unter Kontrolle zu bringen. Nach einiger Zeit und wenig Erfolg in einer Verhaltenstherapie fand ich jemanden, der eine andere Herangehensweise lebte und in seiner Coaching- und Therapiearbeit nutzte. Diese Art und Weise zu denken werde ich in diesem Blogbeitrag vorstellen.
Was ich relativ schnell verstand: Ängste möchten nicht kontrolliert, weggedrückt oder ignoriert werden. Das verschlimmert den Kreislauf oft nur. Ein weit verbreitetes Narrativ lautet: Stell dich deiner Angst, und sie wird verschwinden. Das probieren Menschen dann im Außen durch Konfrontation. Heute schmunzle ich ein wenig, weil ich damals genau so dachte. Nur die Konfrontation sollte nicht im Außen stattfinden, sondern im Innen. In den seltensten Fällen wird sich eine Flugangst durch Fliegen lösen.
Jedoch gibt es Fälle wie zum Beispiel einer Auftrittsangst, die sich rein durch das Auftreten lösen. Wo also ist der Unterschied? Es geht um den eingestellten Prüfmechanismus und ob die Situation unbekannt ist. Sagen wir, du hast Angst vor Höhen. 20 Meter vor dir liegt ein Balkon. Dir geht es gut, dein Körper reagiert nicht. Auf dem Weg zum Balkon wird dir schwindelig, und 2 Meter vor dem Balkon kriegst du fast eine Panikattacke. Dann ist die Angst dysfunktional. In der Funktionalität schützt mich die Angst und bewahrt meine Sicherheit. Angenommen, ich hätte keinen Mechanismus dafür, würde ich mich problemlos vom Balkon abseilen oder runterspringen.
Das Unbekannte fordert oft unseren Mut, den wir lediglich brauchen, wenn wir Angst haben. Neue Situationen sind somit tendenziell "gefährlicher".
Wir stellen fest: Es gibt gewisse Abstufungen. Am Ende ist die bedeutende Frage: Kann ich mit meinen Ängsten gut umgehen? Oder schlägt mein Alarmsystem zu früh aus?
Lass uns für das Verständnis unterscheiden zwischen:
Realer Furcht (vor einem gefährlichen Tier, absoluter Höhe oder physischer Gefahr)
Und den Binnenängsten, wie bspw:
Versagensangst: Die Angst, nicht gut genug zu sein oder Erwartungen nicht zu erfüllen.
Angst vor Ablehnung: Die Sorge, von anderen nicht akzeptiert oder gemocht zu werden.
Zukunftsangst: Die Unsicherheit über das, was kommen wird, und die Angst vor negativen Entwicklungen.
Angst vor Verlust: Die Angst vor einem Verlust, wie bspw. einem Tier, Menschen, Geld usw.
Soziale Angst: Die Angst, in sozialen Situationen bewertet oder kritisiert zu werden.
Jetzt könnten wir auf einer tieferen Ebene sagen, dass es komplett funktional ist, dass diese Ängste bestehen, denn erst vor ungefähr 5000 v. Chr. begannen die Menschen im europäischen Raum sesshaft zu werden. Und während Globalisierung, Amazon Prime und Hyperaufmerksamkeitstechnologie im Wettrennen sind, ist unser Gehirn biologisch noch auf einem ganz anderen Stand. Ausschluss aus der Gruppe, Hunger oder Erschöpfung bedeuteten damals Tod. Und auch wenn diese Mechanismen noch in uns arbeiten, gibt es Abstufungen.
Wenn diese Mechanismen noch laufen, wie kann Angst eine Illusion sein?
Im Folgenden werde ich dir etwas vorstellen, was in sich absolut psycho-logisch ist.
Nach Jahren von Therapie, Coaching, Ausbildung und selbst durchgeführten Fällen, kann ich dieses "Modell" mit voller Hingabe unterstreichen.
Überschrift #2: Illusion der Angst
© Voss Institut Hamburg
Die Binnenängste (Verlust, Flugangst, soziale Ängste usw.) sind Produkte von lang zurückgehaltenen Impulsen. Diese Impulse sind Wut, Trauer, Sexualität oder Aggression.
Wenn einer dieser Impulse aufgrund der Scham- und Schulddeckel (Ich darf das nicht, als Junge/Mädchen tut man so etwas nicht, wenn du jetzt schreist, ist Mama traurig) nicht gelebt werden konnte, entstehen gewisse Symptome. Im Hinblick auf die Angst sind es Abstufungen. Erst entsteht eine innere Anspannung, Gedankenkreisen, Nervosität, und irgendwann kann sich das System entladen, und es entsteht Panik. Eine Panikattacke ist eine Spontanentladung des autonomen Nervensystems.
Bedeutet: Ich habe keine Angst vor der Projektionsfläche (Fahrstuhl, Hund, Partner und Verlustangst) sondern vor den Impulsen die aufsteigen. Das ist der wichtigste Satz in diesem Blogbeitrag.
Das bedeutet: Meine Angst hat einen Ursprung. Und dieser Ursprung ist in den seltensten Fällen eine Angst. Nicht gelebte Wut, Trauer, Sexualität oder Aggression richten sich irgendwann gegen mich selbst. Diese nicht gelebten Impulse werden zu psychischer Spannung oder manifestieren sich körperlich.
Überschrift #3: Desillusionieren und Verknüpfen
In einem sicheren Raum kann man die Angst desillusionieren. Indem man die Scham- und Schulddeckel öffnet, kommen die Impulse an die Oberfläche. Ein einfaches Beispiel: Eine junge Frau war bei mir im Coaching. Verlustängste plagten sie und beeinflussten ihre partnerschaftliche Beziehung enorm. Hinter der Angst lag ein lang zurückgehaltener Impuls von Trauer, der auf einen nicht verarbeiteten Verlust eines Familienmitglieds in der Kindheit zurückzuführen war. Rein rational war das für sie nicht greifbar. Daher benötigt es oft einen professionellen Rahmen. Nachdem die Trauer verarbeitet war, löste sich die Angst. Vertrauen stellte sich ein. Somit entstehen neuronal neue Verknüpfungen. Die Stressnetzwerke für das Thema Verlust verdrahteten sich neu und sorgten dafür, dass keine unangenehmen Bewegungen mehr auftraten.
Eine hilfreiche Übung. Fühlst du das nächste mal eine Angst, frage dich: Welchen Impuls halte ich gerade zurück? Wut, Trauer, Sexualenergie oder Aggressionsenergie?
Überschrift #4: Fazit
Jeder von uns hat Ängste, und in Anbetracht der Art und Weise, wie wir sozialisiert werden, ist es in gewisser Weise auch natürlich. Für mich stellt sich lediglich die Frage: Sind meine Ängste gut „eingestellt“ und schützen mich, oder kontrollieren und lenken sie mich? Der erste Schritt ist Bewusstwerdung. Ängste tarnen sich oft im People-Pleasing, sich wegducken, nicht zeigen wollen. Ängste sind sehr vielfältig. Doch wie wir herausgefunden haben, sind es die Impulse, die Angst machen, sobald ich mit ihnen in Kontakt komme. Ich hoffe, dass ich dir eine neue Perspektive mitgeben konnte. Das Schöne an diesem Modell? Ich lebe es. Und es funktioniert. Darum geht es.
Commentaires