Menschliches Leben und Erleben ist durchzogen und bestimmt von Bedürfnissen, ganz gleich wie vergänglich diese sind. Ob wir Nahrung zuführen, eine konstante Körpertemperaturen brauchen oder das Bedürfnis nach menschlicher Nähe haben. Es gilt: ein gewisses Level benötigen wir alle. Jedoch hat jeder von uns ein individuelles Bedürfnisvolumen: und hier wird es spannend. Wie also, können wir uns aus dysfunktionalen Abhängigkeiten lösen? Was Werte, Überzeugungen und Prägung damit zutun haben, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Oft entstehen Abhängigkeiten aus inneren Bedürfnissen, die wir uns selbst nicht geben können. Um dieses Verlangen zu erfüllen, suchen wir im Außen.
(Verhalten, Beziehung, Drogen etc.)
Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet.
Überschrift #1: Abhängigkeiten erkennen
Überschrift #2: Verschiedene Formen von Bedürfnissen und Abhängigkeiten
Überschrift #3: Wie löse ich mich aus emotionalen Abhängigkeiten?
Überschrift #4: Wie löse ich mich aus Verhaltensabhängigkeiten? Social-Media als Beispiel
Überschrift #5: Gedanken und Gefühle, die abhängig machen. Die Emotion Wut als Beispiel
#01: Abhängigkeiten erkennen
Abhängigkeiten können in verschiedenen Bereichen auftreten, sei es in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Arbeitsumfeld oder in persönlichen
Gewohnheiten. Hier sind einige Anzeichen, die auf Abhängigkeiten hindeuten könnten:
Emotionale Abhängigkeit: Wenn du stark von der Zustimmung, Aufmerksamkeit oder Liebe anderer abhängig bist, um dich gut zu fühlen, könnte das ein Hinweis sein. Dies äußert sich oft in starkem Bedürfnis nach Bestätigung und der Unfähigkeit, alleine glücklich zu sein.
Substanzabhängigkeit: Substanzen wie Alkohol, Drogen, Nikotin und verschreibungspflichtige Medikamente können eine starke körperliche und psychische Abhängigkeit verursachen. Sie beeinflussen das Belohnungszentrum im Gehirn und können zu Toleranz, Entzugserscheinungen und einer zwanghaften Suche nach Konsum führen. Langfristiger Missbrauch kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, von Organschäden bis hin zu psychischen Störungen.
Gewohnheitsabhängigkeit: Bestimmte Verhaltensweisen, wie Glücksspiel, exzessive Internetnutzung, Arbeitssucht oder übermäßiges Essen, können süchtig machen. Diese Verhaltenssüchte lösen ähnliche Belohnungsmechanismen im Gehirn aus wie Substanzen und führen dazu, dass Menschen zwanghaft nach diesen Verhaltensweisen suchen, selbst wenn sie negative Auswirkungen auf ihr Leben haben.
Beziehungsabhängigkeit: Wenn deine Beziehungen oft von einem starken Ungleichgewicht geprägt sind, in dem du mehr gibst als erhältst oder du dich in toxischen Beziehungen wiederfindest, könnte das auf eine Abhängigkeit hinweisen.
Diese Anzeichen sind oft subtil und können von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Wenn du glaubst, dass du von etwas abhängig sein könntest, könnte es hilfreich sein, mit einer Vertrauensperson zu sprechen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein hilfreiches Tool, um eine Abhängigkeit zu erkennen: Verzicht. Versuche proaktiv eine Distanz zu gewinnen (Social-Media, Verhalten, gewisse Menschen). Jetzt darfst du Beobachten!
#02: Verschiedene Formen von Bedürfnissen und Abhängigkeiten
Physische Bedürfnisse: Diese beziehen sich auf die grundlegenden lebenserhaltenden Bedürfnisse des Körpers, wie Nahrung, Wasser, Schlaf, körperliche Gesundheit, Sicherheit und Schutz.
Emotionale Bedürfnisse: Diese umfassen das Bedürfnis nach Liebe, Zugehörigkeit, Akzeptanz, Zuneigung, Sicherheit, Anerkennung und Selbstwertgefühl. Emotionale Bedürfnisse sind wichtig für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden.
Soziale Bedürfnisse: Menschen sind soziale Wesen und haben Bedürfnisse nach sozialer Interaktion, Freundschaft, Gemeinschaft, Unterstützung und Beziehungen zu anderen.
Geistige Bedürfnisse: Diese beziehen sich auf intellektuelle Stimulation, Lernen, Wachstum, Kreativität, Selbstverwirklichung und das Streben nach Zielen und Erfüllung.
Ursachen von Abhängigkeiten:
1. Genetische Veranlagung: Die Genetik spielt eine bedeutsame Rolle bei der Anfälligkeit für Abhängigkeiten. Studien haben gezeigt, dass bestimmte genetische Varianten das Risiko für Abhängigkeiten erhöhen können. Menschen können eine genetische Veranlagung haben, die sie anfälliger für die Entwicklung einer Abhängigkeit macht, sei es von Substanzen oder Verhaltensweisen. Diese Veranlagung kann die Art und Weise beeinflussen, wie der Körper auf eine Substanz reagiert, und das Risiko für Suchtverhalten erhöhen.
2. Psychologische Faktoren: Traumatische Erfahrungen, anhaltender Stress oder psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen oder Angstzustände können das Risiko für Abhängigkeiten erhöhen. Menschen können versuchen, ihre psychischen Schmerzen oder emotionalen Belastungen durch den Konsum von Substanzen oder durch Verhaltensweisen zu lindern, die kurzfristig Erleichterung bieten, aber langfristig süchtig machen können.
3. Soziale Einflüsse: Das soziale Umfeld, einschließlich Familie, Freunde und die Gesellschaft als Ganzes, kann einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten und die Entwicklung von Abhängigkeiten haben. Wenn Abhängigkeit in der Familie vorhanden ist oder wenn die Person in einem Umfeld aufwächst, in dem der Konsum von Substanzen oder bestimmte Verhaltensweisen akzeptiert oder normalisiert werden, kann dies das Risiko für eigene Abhängigkeiten erhöhen. Auch der Druck durch Gleichaltrige oder die Verfügbarkeit von Suchtmitteln können eine Rolle spielen.
#3: Wie löse ich mich aus emotionalen Abhängigkeiten?
Emotionale Abhängigkeit in Beziehungen beruht oft auf bereits vergangenen Bindungserfahrungen. Das Fundament unseres Bindungsstils wird in den ersten zwei Jahren gesetzt. Während wir noch ein Resonanzwesen sind, also jegliche Emotionen und Schwingungen direkt Spuren in unserem System hinterlassen, bildet sich unser Bindungsverhalten aus Sicherheit und Exploration (Erkundung, Erforschung).
Bindungsverhalten ist kein Schicksal.
Bindung ist erlernbar und wirf oft aus frühkindlichen Erfahrungen geprägt. Ein von mir empfohlenes und geeignetes Tool, um sich seiner Bindung in der Tiefe nicht nur bewusst zu werden, sondern auch zu verändern, ist eine Familienaufstellung. Bei EmTrace (das von mir verwendete Konzept für Aufstellung) arbeitet man imaginativ. Das hat den Vorteil, dass eine Aufstellung menschenunabhängig gemacht werden kann.
Das Lösen sich aus emotionaler Abhängigkeit kann ein herausfordernder Prozess sein, erfordert aber Selbstreflexion, Selbstfürsorge und oft auch Unterstützung von außen. Hier sind Schritte, die dir helfen können:
1. Selbstreflexion und Akzeptanz:
Akzeptiere zunächst, dass du in einer emotional abhängigen Beziehung bist. Reflektiere darüber, wie sich diese Abhängigkeit auf dich auswirkt und wie sie deine Lebensqualität beeinflusst.
2. Erkenne deine Bedürfnisse:
Identifiziere deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche unabhängig von der Beziehung. Frage dich, was du wirklich brauchst, um glücklich und erfüllt zu sein.
3. Setze klare Grenzen:
Lerne, gesunde Grenzen zu setzen. Definiere, was für dich akzeptabel ist und was nicht. Kommuniziere deine Grenzen klar und konsequent.
4. Suche Unterstützung:
Suche professionelle Unterstützung durch Therapie oder Beratung. Ein Therapeut kann dir dabei helfen, die Dynamik der Abhängigkeit zu verstehen und dir Werkzeuge zur Selbststärkung und Selbstwertsteigerung geben.
5. Schaffe Distanz:
Versuche, zeitweise Distanz von der abhängig machenden Person zu schaffen, um deine eigenen Gedanken und Gefühle zu sortieren und deine Unabhängigkeit zu stärken.
6. Selbstfürsorge:
Praktiziere Selbstfürsorge und Selbstliebe. Finde Aktivitäten, die dir Freude bereiten und dein Selbstwertgefühl stärken.
7. Neue Beziehungen aufbauen:
Baue neue Beziehungen auf, sei es Freundschaften oder andere unterstützende Beziehungen. Ein starkes soziales Netzwerk kann helfen, die Abhängigkeit von einer einzelnen Person zu verringern.
8. Entwicklung von Autonomie:
Arbeite daran, deine eigene Autonomie und Selbstständigkeit zu stärken. Setze dir Ziele, die unabhängig von anderen Menschen sind, und arbeite daran, diese zu erreichen.
9. Geduld mit dir selbst haben:
Veränderungen in solchen Beziehungen brauchen Zeit. Sei geduldig mit dir selbst während dieses Prozesses und erlaube dir, Fehler zu machen.
10. Reflektion und Anpassung:
Reflektiere regelmäßig über deine Fortschritte und passe deine Strategien an, wenn nötig. Es ist ein fortlaufender Prozess.
Diese Schritte können individuell variieren und sind möglicherweise nicht für jeden gleich. Es ist wichtig, sich selbst und deinen eigenen Bedürfnissen anzupassen, während du dich von emotionaler Abhängigkeit löst. Professionelle Unterstützung kann auch hierbei sehr hilfreich sein
#4: Wie löse ich mich aus Verhaltensabhängigkeiten? Ein Beispiel anhand von Social-Media.
Vor einiger Zeit hatte ich ein Mentaltraining mit einer Klientin zum Thema Social-Media "Zwang". Für Sie war es normal, dass Sie während der Nutzung in eine Art Sog geriet, der 1-2 Stunden anhielt. Die meiste Zeit davon, verbrachte Sie mit dem Schauen von Tanzvideos. Danach fühlte Sie sich leer und hat kaum verstanden, weshalb Sie so viel Zeit bei Instagram verbracht hat. In der Session beruhigten wir ihr limbisches Belohnungs-Netzwerk, mit einer einfachen Intervention, die auf bifokaler Achtsamkeit beruht. Man könnte sagen: um sich ins Hier und Jetzt zu holen. Ihr Verlangen kühlte runter, der präfrontale Cortex (Logik) bekam mehr Ressourcen und plötzlich kam die Erkenntnis: es geht um etwas völlig anderes! Innerlich tauchte ein Gefühl von leichter Trauer, einer kleinen Sehnsucht auf. Diese bezog sich auf ihr altes Hobby: dem Tanzen. Durch den Social-Media Konsum versuchte Sie das alte, gewohnte und leichte Gefühl vom Tanzen hervorzubringen und sich somit "in Gemeinschaft" zu fühlen. Das klingt vielleicht banal, hat aber durch das plötzliche eigene Erkennen der Klientin einen enormen Unterschied gemacht. Ihr wurde klar: durch das Binge-Watching von Tanzvideos, lässt sich das Bedürfnis von wahrer Nähe und Gemeinschaft nicht befriedigen.
Wie so oft geht es um die Frage: worum geht es wirklich? Welches Bedürfnis suche ich in dem Verhalten, in der Beziehung, in diesem Konsum etc..
Nachdem wir das dysfunktionale Gefühl von Trauer/Sehnsucht verarbeitet haben, konnte Sie eine neue Entscheidung treffen: Neue Kontakte aufbauen oder sich ein Hobby in Gemeinschaft suchen.
#5: Gedanken und Gefühle, die abhängig machen. Ein Beispiel anhand von Wut
Über einen längeren Zeitraum hinweg, kann anhaltende Wut als Emotion, den Körper verändern, indem sie die Zellteilung beeinflusst und vermehrt Rezeptoren für Wut fördert. Dies geschieht, damit der Körper die Emotion effizienter aufnehmen und verarbeiten kann. Wenn du dann plötzlich beschließt, weniger wütend zu sein, bleiben viele dieser zusätzlichen Rezeptoren ungenutzt – eine scheinbare Verschwendung von Ressourcen aus Körpersicht. Als Reaktion darauf sendet der Körper Signale an das Gehirn, um diese Ressourcen sinnvoller zu nutzen.
Dein Gehirn reagiert subtil und beginnt, den Wunsch des Körpers zu erfüllen, indem es einen Gedanken einpflanzt, der unkontrolliert wächst und dich automatisch wütend macht. Die Zellen haben sich speziell auf diese Emotion ausgerichtet und werden alles tun, um den dafür geschaffenen Raum zu nutzen. Eine andere Methode, diese emotionale Reaktion zu befriedigen, besteht darin, sich unbewusst so zu verhalten, dass Situationen entstehen, die genau diese Emotionen auslösen. Dieser Mechanismus funktioniert übrigens auch umgekehrt mit positiven Emotionen.
Die Endlosschleife von Gedanken werden zu Gefühlen -> diese fördern wieder neue Gedanken -> diese lösen neue Gefühle aus, kann man sich als Gedanken- und Gefühlsspirale vorstellen. Oft passiert das unbewusst und vor allem durch unbewusste Auslöser. Deshalb ist Emotionsverarbeitung mit entsprechenden Mitteln so hilfreich, weil Auslöser an die Oberfläche geholt werden und dysfunktionale. alte Emotionen sauber verarbeitet werden.
Lebe alle Farben in dir
#6: Das Ziel hinter innerer Arbeit und das Lösen aus - und von Abhängigkeiten
Warum also, sollte ich mir all die Arbeit machen? Zeit investieren, Bücher lesen, mir professionelle Unterstützung holen oder sogar Seminare besuchen? Für mich ganz einfach: damit du mehr Raum bekommst. Der Raum zwischen einem äußeren Reiz und deiner Reaktion. Je aufgeräumter du in deinen Themen bist, umso mehr inneren Raum bekommst du. Plötzlich stellst du fest: "oh, das hat damals aber ganz schön viel mit mir gemacht, heute kann ich darüber lachen". Unbewusst kreieren wir einen inneren Zustand, der die passende Situation im Außen anzieht. Es gibt Menschen, die geraten immer wieder an die gleichen Menschen, sind an einem bestimmten Tag im Monat wieder pleite, finden sich immer in ähnlichen Gefühlszuständen vor. Das gilt aber eben auch andersherum für positivere Zustände. Du bist der Chef oder die Chefin in deinem innere Zuhause. Innere Selbstkontrolle, sich trotzdem hingeben und genießen können, frei zu sein in den eigenen Entscheidungen, Vertrauen in sich und das Leben leben, sich durchsetzen können und die eigenen Ziele beharrlich verfolgen. All das sind Geschenke, die sich durch den Prozess von Innenschau integrieren lassen.
Für mich? ein Zeichen von wahrhaftiger Freiheit!
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